Quellen der Gotteserkenntnis

Mit Rücksicht auf die zur Verfügung stehende Zeit sowie auf das Umfassende, mit dem der Koran diesen Gegenstand behandelt hat, werde ich mich so kurz wie möglich fassen.

Der Heilige Koran hat drei Grade des Wissens erwähnt, wie schon bei der Erläuterung der Sura Al-Takasur beschrieben worden ist, nämlich Ilmul yaqin, Ain-ul yaqin und Haqq-ul yaqin, das heisst Gewissheit durch Folgerung, Gewissheit durch Sehen und Gewissheit durch Erlebnis.

Den ersten Grad der Gewissheit über ein Ding (durch Folgerung) erlangt man nicht unmittelbar, sondern mittelbar durch Schlussfolgerung, wie wir aus dem Vorhandensein von Rauch auf Feuer schliessen. Wir sehen nicht das Feuer, sondern nur den Rauch, und erlangen von da her Gewissheit über das Feuer. Dies ist Ilmul yaqin (die Gewissheit durch Folgerung).

Wenn wir aber das Feuer selbst wahrnehmen, haben wir mehr Gewissheit über sein Vorhandensein, die in der Ausdrucksweise des Heiligen Korans “Gewissheit durch Sehen“ genannt wird.

Wir erfahren eine noch weitere Vertiefung unseres Wissens, indem wir den Gegenstand persönlich erleben, im oben genannten Falle z. B., wenn wir uns ins Feuer begeben. Alsdann gelangen wir zur dritten Stufe der Gewissheit – in der Ausdrucksweise des Korans genannt “Gewissheit durch Erlebnis“.

Die Sura, die diese Stufen beschreibt, ist hier schon angeführt und erläutert worden. Man kann die betreffenden Stellen in dieser Abhandlung nachschlagen. Die Quellen, aus denen der erste Grad des Wissens entquillt, sind Verstand und Belehrung. Mit Bezug auf die Bewohner der Hölle bemerkt Gott im Heiligen Koran:

“Sie werden sprechen: ‚Hätten wir nur den Weisen und Gelehrten zugehört, oder unseren Verstand genützt, und Religion und Glauben durch unseren Verstand geprüft, wir wären heute nicht unter den Insassen des flammenden Feuers‘.“ (67:11)

Den gleichen Sinn verkörpert der Vers:

“Gott der Allmächtige mutet niemandem zu, etwas anzunehmen, was über seinen Verstand hinausgeht, sondern Er legt nur die Lehrsätze und die Glaubensbekenntnisse dar, die diesseits des menschlichen Begriffs und Verstandes sind, und zwingt den Menschen nichts auf, was über ihre Fassungskräfte hinausgeht.“ (2:287)

Diese Verse deuten auch darauf hin, dass man sich die “Gewissheit durch Folgerung“ auch über Hörensagen verschaffen kann. Zum Beispiel: Wir haben die Stadt London nicht gesehen, sondern nur von ihr gehört, von Leuten, die diese Stadt besucht haben. Können wir uns aber nun vorstellen, dass alle diese Leute nur Unwahrheiten erzählt haben? oder, obwohl wir die Zeit des Kaisers Alamgir nicht erlebt und ihn selbst nicht gesehen haben, steht doch über alle Zweifel erhaben fest, dass Alamgir einer der Moghul-Herrscher war. Wie konnten wir diesen ersten Grad der Gewissheit (Ilmul-yaqin) erlangen? Die Antwort ist, “durch Hörensagen“, vorausgesetzt, dass die Kette der Zeugen ununterbrochen ist. Somit kann auch das Hörensagen zweifelsohne zur Gewissheit durch Folgerung führen.

Die Bücher der Propheten bilden ebenfalls eine Quelle des Wissens, vorausgesetzt, dass sie unverfälscht überliefert wurden und auf einwandfreien Wegen zu uns gelangten. Aber wenn es fünfzig oder sechzig verschiedene Versionen desselben, angeblich offenbarten Buches gibt, worin die Erzählungen sich widersprechen, kann dies dem Erforscher nicht als Grundlage seines Wissens dienen. Dies auch dann nicht, wenn eine Schule einige dieser Ausgaben ohne kritische Prüfung und Erwägung als wahrheitsgetreu anerkennt und die übrigen als unecht und erdichtet verwirft.

Alle diese Schriften, die sich widersprechen, werden als unbrauchbar und gänzlich unzuverlässig gelten und können niemals als Quelle des Wissens dienen, denn das richtige Wissen ist jenes, welches uns eine Gewissheit verleiht; und eine Sammlung von Widersprüchen vermöchte keine Gewissheit zu übermitteln.

In diesem Zusammenhang sei noch daran erinnert, dass die Wahrhaftigkeit des Heiligen Korans nicht nur von einer ununterbrochenen Überlieferung und Echtheit abhängig ist, sondern auch davon, dass die Aussagen dieses Buches durch Beweise und Argumente erhärtet sind. Der Heilige Qur-ân zwingt uns nicht, auch nur an einen einzigen Lehrsatz, ein einziges Dogma oder Gebot zu glauben, nur weil er die Würde der Offenbarung trägt, sondern indem er sich an unseren Verstand richtet und alle Lehrsätze und Gebote zurückführt auf die ursprüngliche Natur des Menschen, in der sie angelegt waren. Der Qur-ân nennt sich Zikr, wie es steht:

“Das ist eine gesegnete Ermahnung (Zikr).“ (21:51)

Dieses gesegnete Buch lehrt nicht Fremdes und Ungewöhnliches, sondern stellt nur das dar und ruft nur das in Erinnerung, was in der menschlichen Natur sowie in den Naturgesetzen schon vorhanden ist. An einer anderen Stelle heisst es auch:

“(Der Islam) zwingt den Menschen nicht, an seine Lehrsätze zu glauben, sondern liefert Argumente für deren Annahme.“ (2:257)

Dazu besitzt der Heilige Qur-ân die geistige Eigenschaft, die Herzen zu erleuchten, wie es steht:

“Der Koran ist eine Heilung für jegliche Krankheit, die in den Herzen sein mag.“ (10:58)

Somit ist der Koran nicht nur ein Buch, das über Generationen überliefert wurde; vielmehr handelt es sich um ein Buch, das ausschlaggebende Beweise ersten Grades enthält und ein helles Licht ausstrahlt. In gleicher Weise führen die auf fester Basis begründeten rationalen Argumente zweifellos zur Gewissheit durch Folgerung. Darauf deutet Gott der Allmächtige in den folgenden Versen hin:

“Wenn die Verständigen und die mit Weisheit Begabten über die Schöpfung der Himmelskörper und der Erde nachdenken und die Ursachen des Wechsels von Tag und Nacht ernstlich studieren, finden sie in der Tat Zeichen und Argumente über das Dasein Gottes. Darauf suchen sie weitere Aufklärung und tieferes Wissen, indem sie die Hilfe Gottes erflehen und Seiner gedenken im Stehen und Sitzen, und wenn sie auf der Seite liegen. Dies verfeinert ihren Verstand, so dass, wenn sie über die vollkommene Schöpfung der Himmel und Erde weiter nachsinnen, sie zwangsläufig zur bestimmten Schlussfolgerung gelangen, dass die in diesem Universum erkennbare, vollendete Ordnung und der allweise Plan nicht umsonst sind, sondern das glorreiche Antlitz Gottes offenbaren.

Auf diese Weise zur Erkenntnis des Schöpfers geführt, loben sie Ihn und sprechen: Unser Herr, Du hast dies nicht umsonst erschaffen; nein, heilig bist Du. Fern sei von Dir, dass jemand Dein Dasein leugnen oder Dir unwürdige Attribute zuschreiben soll. Errette Du uns vor der Strafe des Feuers, denn Dich verleugnen entspricht dem Höllenfeuer, und jeder Trost und jede wahre Glückseligkeit rührt von Dir her und liegt nur in der Erkenntnis Deines Wesens. Wer Dich nicht erkennen konnte, befindet sich wahrhaftig selbst hienieden im Feuer.“ (3:191-192)

Das Gewissen, im Heiligen Wort Gottes auch Natur genannt, ist eine weitere Quelle des Wissens, wie es heisst:

“Das göttliche Gepräge auf der Natur des Menschen, das alle Menschen tragen.“ (30:31)

Was ist dieses “Gepräge auf der Natur“ (des Menschen)? Es ist das, was den Menschen veranlasst, Gott als den Einen und Einzigen, ohne Partner, den Schöpfer des Alls und frei von Geburt und Tod anzusehen. Obwohl das von der menschlichen Natur hergeleitete Wissen nicht Folgerung zu sein scheint (wie im Beispiel der Schluss vom Rauch aufs Feuer), betrachten wir trotzdem die menschliche Natur (Gewissen) als eine Quelle des Wissens darum, weil sie mittels eines sehr feinen Fadens von Folgerungen zu einem Schluss führt. Gott hat jedes Ding mit einer gewissen Eigenschaft begabt, welche die Worte nicht zu beschreiben vermögen, aber sobald wir darüber nachdenken und uns besinnen, werden wir unweigerlich auf die inherente Eigenschaft gelenkt. Diese Eigenschaft ist mit dem Betreffenden so eng verknüpft wie Rauch mit Feuer. Wenn wir uns z. B. die Person Gottes vorstellen und über die Attribute nachdenken, die wir Ihm zuschreiben wollten, und prüfen, ob Er Sich dem Prozess der Geburt, des Leidens und des Todes wie wir unterwerfen sollte, dann lässt uns dieser Gedanke sofort bis mitten ins Herz erschauern.

Die menschliche Natur empört sich dagegen und schaudert davor zurück, da sie es heftig zurückweist. Der Gedanke ist einfach abstossend. Die leise Stimme unseres Gewissens wird laut und sagt uns sofort, dass Gott, von Dessen Macht alle unsere Hoffnungen abhängen, frei von jeglichem Makel, vollkommen und allmächtig sein muss. Gott und die Erkenntnis Seiner Einheit sind ebenso untrennbar in der menschlichen Natur verwurzelt, wie der Rauch vom Feuer abhängt im vorerwähnten Beispiel und sogar in noch verstärktem Ausmass. Aus diesem Grunde gehört das Wissen, zu dem wir über unser Gewissen gelangen, zur Stufe des Wissens durch Folgerung.

Aber es gibt noch eine höhere Stufe der Gewissheit, welche “Gewissheit durch Sehen“ genannt wird und die dem direkten und mittelbaren Wissen über ein Ding entspricht, wie wir in der materiellen Welt das Vorhandensein des Wohlgeruches oder des üblen Duftes durch den Geruchssinn oder der Süssigkeit oder Salzigkeit durch den Geschmackssinn wahrnehmen, oder wie uns Hitze und Kälte durch den Tastsinn übermittelt werden. Alle diese Erfahrungen fallen unter den Begriff der “Gewissheit durch Sehen“. Aber was das Jenseits anbelangt, erreichen wir diese Stufe der “Gewissheit durch Sehen“ erst dann, wenn wir die göttlichen Offenbarungen unmittelbar empfangen, Seine Stimme hören und Seine klaren und deutlichen Visionen erleben. Zweifelsohne bedürfen wir der göttlichen Offenbarung, um die vollkommene Gotteserkenntnis zu erlangen.

Wir hungern und dürsten aber auch nach dieser vollkommenen Gotteserkenntnis. Wenn Gott der Allmächtige die erforderlichen Mittel zur Erlangung Seiner Erkenntnis nicht im voraus geschaffen hat, so ist dieser Hunger und dieser Durst unerklärlich. Können wir uns in diesem Leben – dem einzigen Mass für die Vorbereitung auf unser nächstes Leben – mit einem blinden Glauben begnügen, der auf Geschichten und Legenden über das Dasein des wahren, vollkommenen, allmächtigen und lebendigen Gottes beruht? Oder, können wir mit der durch den Verstand geleiteten, unzureichenden Forschung zufrieden sein, die der Welt bisher nur ein unvollkommenes und mangelhaftes Wissen über das göttliche Wesen verliehen hat? Hegen die Gottliebenden nicht den Herzenswunsch, sich des Gespräches mit dem Geliebten zu erfreuen?

Können jene, die um Gottes Willen all ihre weltlichen Interessen aufgegeben haben, jene, die sogar ihre Herzen und ihr Leben ihrem Meister hingegeben haben, sich damit begnügen, in einem trüben Licht murrend stehen zu bleiben und das glänzende Antlitz jener Sonne der Wahrheit niemals zu erblicken? Ist es nicht wahr, dass die bestätigenden Worte von dem lebendigen Gott “Ich bin da!“ viel besseres Wissen über Sein Dasein vermitteln als die gesamten Beweisführungen der Philosophen; so sehr, dass sich selbst ihre dünkelhaften Schriften im Gegensatz zu den Worten “Ich bin da!“ in Nichts auflösen? Welches Licht können wir von einem sogenannten Philosophen erwarten, der selbst in Finsternis verharrt?

Wenn Gott der Allmächtige es will, den Wahrheitssuchenden ein unfehlbares Wissen über Sein Wesen zu gewähren, lässt Er die Türen des Gespräches mit Ihm bestimmt offen. In diesem Zusammenhang lehrt Gott der Majestätische im Heiligen Koran das folgende Gebet:

“Unser Herr, führe uns auf den rechten Weg, den Weg der Standhaftigkeit, den Weg derer, denen Du Deine Gnaden erwiesen.“ (1:6-7)

Das hier als “Gnaden“ bezeichnete Wort bedeutet das “Himmlische Wissen“, das der Mensch in der Form von Offenbarungen, Eingebungen und Visionen direkt von Gott erhält. An einer anderen Stelle heisst es:

“Diejenigen, die an Gott glauben und standhaft bleiben – zu ihnen steigen die Engel Gottes nieder und geben ihnen ein: ‚Fürchtet euch nicht, und seid nicht betrübt, sondern freuet euch des Paradieses, das euch verheissen ward‘.“ (41:31)

Dieser Vers deutet klar an, dass Gott Sich Seinen rechtschaffenen Dienern in Gefahr und Trübsal offenbart und dass Engel zu diesen niedersteigen, um sie zu trösten. In einem anderen Vers erklärt Er:

“Gottes Freunde erhalten frohe Botschaft durch Gottes Wort und Offenbarungen in diesem Leben sowie im Jenseits.“ (10:65)

Die dritte Quelle des Wissens ist jene, die auf der Stufe der Gewissheit durch Erlebnis steht. Es sind dies die Widerwärtigkeiten, Bedrückungen und Mühsal, die die Propheten Gottes und die Rechtschaffenen von ihren Feinden erleiden – erduldet ihrer Feinde wegen oder unter göttlicher Fügung -, diese bilden ebenfalls eine Quelle des Wissens. Diese Betrübnisse und Leiden lassen uns die volle Bedeutung der Gebote und der religiösen Vorschriften, die für uns bislang nur einen theoretischen Wert hatten, erfassen und werden in unserem praktischen Leben illustriert. Sie erreichen den Höhepunkt ihrer Vollkommenheit, wenn sie auf dem Nährboden der Praxis in die Tat umgesetzt werden. Ein solcher Mensch, der all dies in seinem praktischen Leben verwirklicht, verkörpert sozusagen ein vollkommenes Gesetzbuch göttlicher Führung.

Alle die moralischen Eigenschaften, wie Verzeihung, Vergeltung, Geduld, Barmherzigkeit usw., deren theoretische Verwahrer bislang das Gehirn und das Herz gewesen waren, werden nunmehr durch die praktische Anwendung zu Bestandteilen der Persönlichkeit und hinterlassen ein Gepräge auf des Menschen äusserer und innerer Natur. Darüber sagt Gott der Glorreiche:

“Wir werden euch gewisslich prüfen mit Furcht und Hunger, und Verlust an Gut und Leben und Früchten (d.h. Misslingen eurer Anstrengungen oder Tod eurer Kinder). Solche Missgeschicke werden euch entweder durch eure Feinde oder infolge einer himmlischen Bestimmung ereilen. Doch gib frohe Botschaft denjenigen, die, wenn ein Unglück sie trifft, sagen, „Gewiss, Gottes sind wir, und zu Ihm kehren wir heim“. Sie sind es, auf die Gnade und Segen träuft von ihrem Herrn, und die die vollkommene Führung erlangt haben.“ (2:156-158)

Hier werden wir belehrt, dass ein Wissen, das nur in unserem Herzen oder Gehirn verborgen bleibt, kein grosses Verdienst ist. Das wertvolle Wissen ist jenes, das aus unserem Innern hervortritt, uns völlig durchdringt, uns schult und uns ein besonderes Gepräge verleiht und jenes, im Gedächtnis Aufgespeicherte, durch die Praxis kundtut. Das beste Mittel, das Wissen zu stärken und zu fördern, ist somit dessen Anwendung, so dass es seinen Abdruck auf jeder Fähigkeit und jedem Glied hinterlässt. Kein auch noch so elementares Wissen kann seinen Höhepunkt erreichen, solange die Praxis ausbleibt. Anhand eines Beispiels können wir dies veranschaulichen:

Seit je her wissen wir, wie leicht es ist, Brotfladen zu backen; es ist keine Kunst. Man braucht lediglich das Mehl zum Teig zu verarbeiten, die Paste gleichmässig in runde Stücke zu teilen und jeden Ball zwischen beiden Handflächen so zu pressen, bis er zur gewünschten Brotform wird. Darauf legen wir den auf diese Weise gepressten Fladen auf eine heisse Platte, wenden ihn, bis er auf beiden Seiten braun geworden ist, und das Brot ist fertig. All das ist jedoch nichts als Prahlerei der Theoretiker. In Ermangelung der praktischen Übung stossen wir nämlich auf mannigfache Schwierigkeiten. Erstens wird es uns nicht einmal gelingen, den Teig in der richtigen Festigkeit zuzubereiten: Entweder wird er steinhart bleiben oder wird breiig. Selbst wenn wir mit Mühe und Aufwand den Teig zubereitet haben, wird das Brot möglicherweise teils verbrannt sein und teils halbgebacken, mit Knollen in der Mitte und unförmig. Und dies, obwohl wir seit einem halben Jahrhundert beobachtet haben, wie man Brot backt.

Das blosse Wissen, welches nie in die Tat umgesetzt wurde, wird uns zum Verhängnis, und als Ergebnis bringt es nur den Verlust einer grossen Menge Mehl. Wenn das blosse Wissen selbst bei solch elementaren Handlungen so wenig nützt, wie können wir uns denn bei wichtigen Angelegenheiten auf ein Wissen verlassen, dem die praktische Übung fehlt. Gott sagt uns in den oben erwähnten Versen, dass die Prüfungen und Mühsale, die Er uns auferlegt, dazu dienen, unser Wissen durch Erfahrung und Erlebnis zu vervollkommnen. Weiter verkündet Er:

“Sicherlich werdet ihr geprüft werden an eurer Habe und an eurer Person, das heisst Menschen werden euer Eigentum plündern und euch töten, und ihr werdet durch Juden und Christen und die, die Götter neben Gott setzen, oft in Bedrängnis gebracht werden, und viel Verletzendes werdet ihr von ihnen zu hören bekommen. Doch wenn ihr Standhaftigkeit zeigt und zurückhaltend seid, dann ist das fürwahr eine Sache fester Entschlossenheit.“ (3:187)

Alle diese Verse zeigen klar, dass nur jenes Wissen nützlich und fruchtbar ist, das durch die praktische Anwendung bestätigt wird. Das Wissen jedoch, welches nicht in die Praxis umgesetzt wird, sondern nur Theorie bleibt, kann zum Verhängnis werden. Wie das im Handel angelegte Kapital gedeiht und sich vermehrt, in gleicher Weise erlangt das Wissen seinen geistigen Höhepunkt durch die Anwendung. Somit ist die praktische Übung das Hauptmittel, um das Wissen zu vervollkommnen. Anwendung verleiht dem Wissen ein Licht.

Die Stufe der “Gewissheit durch Erlebnis“ hinsichtlich des Wissens wird erst dann erreicht, wenn jeder Aspekt des Wissens in die Tat umgesetzt und jede Seite des Wissens einer praktischen Prüfung unterzogen wird. Das ist, was durch den Islam geschehen ist. Gott der Allmächtige gab den Menschen Gelegenheit, alle Gebote und Lehren des Heiligen Korans durch das praktische Beispiel zu illustrieren und durch dessen Licht erleuchtet zu werden.

Quelle: Der Verheissene Messiasas: Mirza Ghulam Ahmad, Die Philosophie der Lehren des Islams, Verlag Der Islam, 3. Auflage, S. 213-233