Islam und Vernunft

Die nächste Frage, die er (der Papst) erhoben hat, lautet, dass der Gott des Islam ein solcher Gott ist, den die Vernunft nicht akzeptiert. Aber der Gott des Islam ist ein solcher Gott, der die Menschen um Erkenntnis über seine Existenz zu gewinnen, zum Gebrauch des Verstandes aufruft. Wenn die Vorstellung überall vorhanden ist, dass es einen Schöpfer des Himmels und der Erde gibt, so muss man auch akzeptieren, dass Er Allmächtig ist. Man soll nicht das Gottesbild im Islam verspotten, sondern von Vernunft und Reflexion Gebrauch machen.

Der Verheissene Messiasas sagt:

“Der Gott des Islam ist jener Gott, den man im Spiegel der Naturgesetze und Schöpfung sieht. Der Islam stellt keinen neuen Gott vor, sondern jenen Gott, der durch das innere Licht und das Gewissen und die Himmel und die Erde erkannt wird.”

An einer anderen Stelle sagt der Verheissene Messiasas:

“Der Gott, zu Dem uns der Heilige Koran ruft, hat folgende Eigenschaften: ‚Gott ist Einzig, niemand ist der Anbetung und des Gehorsams würdig ausser Ihm; wenn Er nicht ohne Partner wäre, so hätte ein anderer Ihn vielleicht überwältigt. Dieser würde immer eine Gefahr sein für die Göttlichkeit. Es heisst im Heiligen Koran, dass keiner anbetungswürdig ist ausser Ihm. Dies bedeutet, dass Er ein solch Vollkommener Gott ist und seine Vorzüge und Vollkommenheiten so hoch und erhaben sind, dass wenn man unter den Existierenden einen Gott wegen vollkommener Eigenschaften aussuchen wollte, und sich vorzüglichste und erhabenste Eigenschaften Gottes vorstellte, so würde man feststellen, dass Jener Gott der Erhabenste und Höchste ist, und niemand erhabener ist als Er: Er ist also jener Gott, an dessen Anbetung geringere Wesen teilhaben zu lassen grösste Ungerechtigkeit ist.”

Der Islam ist rein von jeglichem Shirk. Diese Ungerechtigkeit aber begehen die Christen, die einen Propheten Gottes als Gott hingestellt haben.

Dann sagt der Verheissene Messiasas:

“Er ist Kenner des Verborgenen. Er kennt Sein Wesen selbst. Keiner kann sein Wesen umfassen. Wir können die Beschaffenheit der Sonne und des Monds und aller Geschöpfe sehen, aber können nicht die Beschaffenheit Gottes sehen.

Dann heisst es, er ist Kenner des Sichtbaren. Nichts ist vor seinem Blick verborgen. Es ist nicht zulässig, dass Er zwar Gott genannt wird, aber in Bezug auf das Wissen der Dinge unachtsam ist. Er hat jedes Körnchen dieses Universums im Blick. Aber der Mensch ist dazu nicht imstande. Er weiss, wann er dieses Schöpfungssystem zerstört und das Jüngste Gericht einberuft. Ausser Ihm ist es keinem bekannt, wann dies geschehen wird. Er ist jener Gott, der alle diese Zeitpunkte kennt. Dann heisst es: Er ist Gnadenreich. Das heisst, bevor Lebewesen zu existieren und zu handeln beginnen, beschert Er Ihnen die Mittel für ihr Wohlergehen, und zwar nur aus Seiner Gnade heraus, und nicht aus einer Erwartung heraus oder als eine Belohnung für ihre Taten. So hat Er die Sonne und die Erde vor unserer Existenz und vor der Existenz unserer Taten für uns erschaffen. Diese Gabe wird im Gottesbuch “Rahmaniyyat” (Gnädigsein) genannt. Wegen Dieser Eigenschaft Gottes wird Er der Gnadenreiche genannt. Dann wird Er Ar-Rahim genannt. Das heisst, gute Taten vergilt Er mit besserem Lohn und lässt die Mühe desjenigen, der sich bemüht, nicht verloren gehen. Wegen dieses Wirkens wird Er Ar-Rahim genannt. Diese Eigenschaft wird als Rahimiyyat bezeichnet.

Dann heisst es: Maliki Yaumid-Din. Jegliche Belohnung ist in der Hand Gottes. Er hat keinen Bevollmächtigten, dem Er die Herrschaft über Himmel und Erde übergeben hätte und sich von all dem zurückgezogen hätte, und selbst tatenlos wäre; und dass dieser Bevollmächtigte berechtigt wäre, jede Belohnung und Bestrafung auszuteilen.”

Also, Er ist nicht bedürftig. Er ist Besitzer aller Kräfte. Gott hat es nicht nötig, ein Konzil zu bilden, um von ihm Unterstützung zu erhalten. Wenn es um Vernunft geht, und um den Vorwurf, dass das Gottesbild im Islam nicht mit Vernunft übereinstimme, dann ist zu sagen, dass ihr Gottesbild eher der Vernunft widerspricht; sie haben drei Götter; Gott funktioniert quasi wie ein demokratisches Gremium. Wenn einer der drei nicht einverstanden wäre, wird es schwierig, eine Entscheidung zu treffen.

Der Verheissene Messiasas sagt weiter:

“Er ist König und Heilig. Das heisst, Er ist ein solcher König, dessen Dasein von jeglichem Makel frei ist. Die menschliche Herrschaft ist offensichtlich nicht frei von Makel. Wenn zum Beispiel alle Bevölkerung auswandert und in ein anderes Land zieht, so wird die menschliche Herrschaft nicht mehr existieren. Oder wenn alle Untertanen verhungern, wer wird dann die königliche Steuer zahlen. Und wenn einige von den Untertanen mit ihm diskutieren, was ihn von den Untertanen auszeichnet – welche besondere Fähigkeit kann er dann vorweisen.

Doch Gottes Herrschaft ist nicht derartig. Er kann in einem Augenblick das ganze Land zerstören und neue Schöpfungen hervorbringen. Wäre Er nicht Schöpfer und Allmächtig, so könnte Er Seine Herrschaft nicht ohne Unrecht ausüben. Denn wenn Er der Welt einmal Vergebung und Erlösung gegeben hätte, woher hätte Er dann eine andere Welt bekommen. Hätte Er die Erlösten nochmals ergriffen und durch Unrecht Seine Vergebung und Erlösung wieder aufgehoben? Das hätte seiner Göttlichkeit Abbruch getan. Wie weltliche Könige wäre er ein Herrscher mit Makeln, die für die Welt Gesetze erlassen und sich immer wieder empören und entrüsten, und wenn in den Augenblicken ihrer Selbst sucht sie feststellen, dass ohne Unrecht kein Auskommen ist, dann machen sie das Unrecht zu ihrer Muttermilch.”

“Das königliche Gesetz lässt zu, dass für die Errettung eines Schiffes die Insassen eines Bootes dem Tod übergeben werden. Aber Gott ist in einem solchen Fall nicht genötigt. Kurzum, wenn Gott nicht der Allmächtige wäre, Der aus dem Nichts erschafft, so hätte Er entweder gleich schwachen Fürsten Unrecht getan, statt Seine Allmacht zu zeigen, oder Er hätte sich so der Gerechtigkeit unterworfen, dass Er sich von der Göttlichkeit verabschiedet hätte.

Aber Gottes Schiff fährt mit allen Seinen Mächten und mit vollkommener Gerechtigkeit. Dann heisst es: (Gott ist) Salam. Das bedeutet, Gottes Wesen ist frei von Ungemach, Mängeln oder Leiderfahrungen. Im Gegenteil, Er ist derjenige, der Frieden und Sicherheit gewährt. Die Bedeutung dieser Eigenschaft ist eindeutig. Denn wäre Er selbst in Unglück geraten, von Menschen getötet worden und in seinen Vorsätzen erfolglos geblieben, wie könnte ein solch schlechtes Vorbild den Menschen Sicherheit geben darüber, dass dieser Gott vor Unglück retten könnte. Über falsche Götter sagt Gott im Heiligen Koran:

“Gewiss, jene, die ihr anruft statt Allah, werden in keiner Weise vermögen, (auch nur) eine Fliege zu erschaffen, wenn sie sich dazu auch zusammentäten. Und wenn die Fliege ihnen etwas raubte, sie können es ihr nicht entreissen. Schwach ist der Suchende wie der Gesuchte.” (22, 74f.)

Dann heisst es, dass Gott Frieden schenkt, und Beweise für seine Vollkommenheiten und seine Einheit liefert. Damit wird darauf angespielt, dass derjenige, der an den wahren Gott glaubt, sich in keiner Zusammenkunft die Blösse geben wird. Denn er verfügt über überwältigende Argumente. Aber wer an einen erfundenen Gott glaubt, der sieht sich grossen Schwierigkeiten gegenüber. Er liefert keine Argumente, sondern umgibt allen Unsinn mit der Aura des Geheimnisses, damit er sich vor Spott schützen und die erwiesenen Fehler verstecken kann. .

Dann heisst es: Er ist Beschützer aller Wesen, Er überwältigt alle, Er bringt missratene Angelegenheiten in Ordnung, und sein Wesen ist sich selbst genügend. Dann heisst es, Er ist Allah, Er hat Körper und Seelen erschaffen, und Er ist es, der im Mutterleib das Aussehen des Kindes formt. Alle erdenklichen guten Namen sind Seine. Dann heisst es, die himmlischen Wesen gedenken der Heiligkeit Gottes, und die irdischen Wesen tun dies auch. Laut diesem Vers gibt es auch in den himmlischen Sphären Lebewesen. Diese müssen der Göttlichen Leitung folgen. Dann heisst es, Gott hat die Macht, alles zu tun, was Er will. Dies ist ein beruhigendes Moment für Seine Verehrer. Wenn Gott nicht allmächtig wäre, welche Hoffnung darf man dann in Ihn setzen.

Dann heisst es: Er ist derjenige, der für das Gedeihen und die Entwicklung aller Schöpfung sorgt (rabb). Er ist Gnädig, Barmherzig, und Herrscher am Tag des Jüngsten Gerichts. Diese Berechtigung, nämlich über den Jüngsten Tag zu verfügen, hat er niemandem gegeben. Er hört den Ruf jedes Rufenden, und antwortet ihm. Das heisst, er erhört und akzeptiert die Gebete. Dann heisst es: Er ist der Lebendige, und durch Ihn kann das Leben existieren. Dies ist deswegen gesagt worden, dass wenn Er nicht von Ewigkeit zu Ewigkeit existieren würde, so würde man sich ständig fragen, wann Er sterben würde, vielleicht könnte Er sogar vor uns sterben. Dann sollen wir sagen: Gott ist der Einzige; Er hat weder einen Vater, noch einen Sohn, es gibt keinen, der Ihm gleichen wäre, noch hat Er einen, der von Seiner Gattung wäre.

Der Verheissene Messiasassagt:

“Man darf folgendes nicht vergessen: die als Christentum bekannte Religion ist keine christliche, sondern paulinische Religion. Christus hat an keiner Stelle die Dreieinigkeit gelehrt. Solange er lebte, hat er die Lehre eines einzigen Gottes vertreten, neben dem kein anderer Gott sein kann. Nach seinem Tode hat auch sein Bruder Jakob, der sein Stellvertreter und ein Heiliger war, die Einheit Gottes gelehrt. Paulus hat sich ohne Grund gegen diesen Heiligen gewandt und hat angefangen, gegen seine richtigen Glaubensauffassungen zu predigen. Letztlich ist Paulus in diesem Bestreben so weit gegangen, dass er eine neue religiöse Lehre erfand, und seine Gemeinde dazu brachte, der Thora völlig den Gehorsam zu verweigern. Er lehrte, im Christentum sei das Gesetz nach dem Sühneopfer Christi nicht mehr nötig. Das Blut Christi genüge, um die Sünden zu beseitigen, die Befolgung der Thora sei nicht erforderlich.

Dann führte er in diese Religion eine weitere Unreinheit ein, nämlich er erlaubte den Verzehr des Schweinefleisches. Dagegen hatte Jesus das Schwein als unrein bezeichnet. Deshalb ist in den Evangelien sein Wort verzeichnet, man dürfe seine Perlen nicht vor die Säue werfen. Wenn Jesus die heilige Lehre mit einer Perle vergleicht, dann geht daraus klar hervor, dass er im Gegensatz dazu das Schwein als unrein ansieht. In Wahrheit ist es so, dass unter den Griechen der Verzehr des Schweinefleisches üblich war, wie es heute im gesamten Europa der Fall ist. Paulus hat, um die Herzen der Griechen zu gewinnen, das Schwein für seine Gemeinde für erlaubt erklärt. In der Thora heisst es hingegen, das Schwein sei für immer und ewig verboten. Es zu berühren sei sogar unerlaubt. Kurzum, alle Übel in dieser Religion sind auf Paulus zurückzuführen. “

Der Papst hat ja angemerkt, dass zwischen dem Griechentum und dem Glauben, der auf der Bibel beruhe, eine tiefe Übereinstimmung bestehe. In Wirklichkeit ist es nicht die Religion Christi, sondern es war ein Versuch, die Griechen zu gewinnen. Die gerechten Christen wissen dies und sagen ganz offen, wie das Gottesbild des Islams sei. Edward Gibbon schreibt dazu:

Der Glaube Muhammadssaw ist frei von Zweifel oder Zweideutigkeit. Der Heilige Koran ist ein grossartiges Zeugnis für die Einheit Gottes. Der Prophetsaw von Mekka lehnte die Anbetung von Götzen und Menschen, von Sternen und Planeten ab, und zwar aus rationalen Gründen. Das erste Prinzip der Offenbarung und Rationalität wurde durch die Stimme Muhammadssaw bestätigt. Von Marokko bis Indien zeichnet seine Anhänger die Tatsache aus, dass sie als Vertreter der Einheit Gottes gelten (i. O. Unitarians).

Das ist der Gott des Islam, der denjenigen, der vernünftig denkt, zu der Überzeugung bringt, dass im Gott des Islam rationale und vernünftige Argumente zu finden sind.

Abschliessend sage ich zu jedem Ahmadi folgendes: Es werden immer neue Fronten gegen den Islam gebildet. Durch diese Situation können wir nur dann erfolgreich hindurchgehen, wenn wir uns vor Gott niederbeugen und Ihn um Hilfe bitten. Rufen Sie zu Gott stärker als früher. Er möge die Zeichen seiner Allmacht zeigen. Die Welt möge von falschen Göttern erlöst werden. Wenn diese Menschen heute wegen ihrer Macht und ihres Reichtums überheblich werden und den Islam angreifen, dann werden die Pfeile unserer Gebete, InschAllah, diese Arroganz brechen.

Rufen Sie zu dem Gott, der Gott des Universums ist, Der der Herr der Welten ist, Der der Gott des Muhammad Rasulullahsaw ist: Damit bald die Herrschaft dieses einzigen Gottes, der keine Partner hat, in der Welt errichtet wird. Die muslimischen Länder müssen auch daran denken, ihre marginalen Differenzen zu beseitigen. Sie sollten sich vereinen und sich darum bemühen, den Namen des Propheten Muhammadsaw zu erhöhen. Sie sollten aufhören, Dinge zu tun, die dann den anderen die Gelegenheit geben, mit dem Finger auf sie zu zeigen. 

Möge Allah ihnen helfen.

Quelle: Der 5. Khalifa der Ahmadiyya Muslim Jamaat: Mirza Masroor Ahmad, Hrsg. Haider Ali Zafar, Glaube und Vernunft aus islamischer Perspektive, Verlag Der Islam, 2007, S. 37-44 (Freitagsansprache vom 15.09.2006)