Antwort auf das Papstzitat

Gestern wurde in den Nachrichten gemeldet, dass der Papst in einer Vorlesung, die er an einer Universität in Deutschland hielt, einige Lehren des Islams und des Heiligen Koran erwähnt hat. Er hat über den Heiligen Prophetensaw, unter Verweis auf einen anderen Autor Dinge gesagt, die nicht im Entferntesten etwas mit dem Islam zu tun haben. Dies entspricht ihrer bekannten Vorgehensweise: Sie sagen was sie wollen, und berufen sich dabei geschickt auf andere, um selbst nicht verantwortlich gemacht zu werden. Auf dieselbe Weise hat der Papst einige Äusserungen gemacht und versucht, einen falschen Eindruck über den Heiligen Koran, den Islam und den Gründer des Islam, Friede und Segen Allahs seien auf ihm, zu erwecken. Dies hat einerseits die Muslime in Unruhe versetzt. Andererseits zeigen solche Ereignisse auch, was jene, (die solche Äusserungen von sich geben) in ihrem Inneren über den Islam empfinden. Angesichts der Stellung des Papstes ist eine Äusserung mit einem solchen Inhalt nicht angemessen, selbst wenn sie unter Bezugnahme auf einen anderen gemacht wurde.

Derzeit werden in der Welt, und auch im Westen, auf die eine oder andere Weise Hassgefühle gegen Muslime geschürt. Daher wurde mit dieser Äusserung zusätzlich Öl ins Feuer gegossen. Es wäre ratsamer gewesen, darauf hinzuweisen, dass es unter den Muslimen übel gesinnte Organisationen gibt, die Gewalt anwenden, doch entsprechen diese Handlungen nicht der Lehre des Islams. Dies hätte dem Frieden in der Welt gedient, für den alle zusammenarbeiten müssen, damit unschuldige Menschen vor Schaden und Zerstörung bewahrt werden. Stattdessen hat der Papst seine Anhänger in die Richtung gewiesen, dass die Lehre des Islams selbst für alles verantwortlich sei. Ich war der Auffassung, dass der Papst eine weise und gelehrte Persönlichkeit ist und ein wenig Wissen vom Islam besitzt. Doch mit dieser Äusserung hat er seine völlige Ahnungslosigkeit offenbart. Er beansprucht ja Stellvertreter Jesu zu sein. Dann hätte er sich entsprechend seinen eigenen Glaubensüberzeugungen darum bemühen müssen, den Frieden in der Welt zu fördern. Denn bekanntlich hat Jesus gelehrt, selbst den Feind gut zu behandeln.

Es ist zunächst festzuhalten, dass (in der besagten Vorlesung) dem Heiligen Propheten Muhammadsaw, und dem Heiligen Koran unrichtige Dinge unterstellt worden sind, was ja einige Muslime provoziert hat. Nun, als Reaktion darauf werden solche Muslime, die ihre Gefühle nicht kontrollieren können, unangemessene Dinge tun, so dass sie wiederum Gelegenheit für noch mehr Propaganda haben werden. – Zudem wird dadurch unter den Anhängern des Papstes, die im Westen leben und den Islam als eine extremistische Religion ansehen, der Hass gegen die Muslime zunehmen.

Möge Allah seine Barmherzigkeit zeigen und die Welt vor Unfrieden schützen. Das muss das Gebet der Ahmadis sein. Sie sollen, Allah um Hilfe bittend, in ihrem jeweiligen Land auf die aufgeworfenen Fragen antworten. Wir haben nur diese zwei Waffen, die wir einsetzen können (nämlich Gebet und intellektuelle Auseinandersetzung). Nie hat ein Ahmadi eine andere Reaktion gezeigt und wird es auch niemals tun, InschAllah.

Ich werde nun die Einwände zusammenfassen, die der Papst gegen den Heiligen Koran und den Heiligen Propheten Muhammadsaw erhoben hat. Diese Details haben wir aus Deutschland angefordert. Er sagt, er hätte einen Dialog gelesen, dessen Text von einem Universitätsprofessor publiziert wurde. Dieser Dialog soll zwischen einem gelehrten Kaiser und einem Perser im Jahre 1391 in Ankara stattgefunden haben. Dieser christliche Gelehrte hat schliesslich den Dialog aufgeschrieben. Der Papst gibt auch zu, dass dieser Dialog von dem Christen selbst verfasst wurde; daher sind darin seine eigenen Äusserungen häufiger anzutreffen. (Hier erkennt man auch ihre Ehrlichkeit. Die Worte des muslimischen Gesprächspartners kommen zu kurz im Vergleich zu seinen eigenen Worten.)

Kurzum, er erhebt folgende Fragen: Er sagt, er werde in seiner Vorlesung folgenden Punkt ansprechen. Der Kaiser erwähnt hier den Jehad – und er wusste sicherlich, dass es im Islam keinen Zwang im Glauben gibt; er bezieht sich auf die Sura al-Baqra, Vers 256. Dann sagt er, der Kaiser kannte sicherlich auch die späteren Lehren in Bezug auf den Heiligen Krieg. Im Heiligen Koran gebe es die Lehre zur unterschiedlichen Behandlung von Schriftbesitzern und Ungläubigen (dies ist seine eigene Auffassung). Der Kaiser stelle seinem Gesprächspartner in erstaunlich schroffer Form die grundlegende Frage: “Was hat die Religion mit Gewalt zu tun?” Weiter sagt er: Zeig mir doch, was Muhammadsaw Neues gebracht hat. Es gebe da nur Schlechtes und Inhumanes. Zudem habe der Prophet gelehrt, dass seine Religion mit Gewalt zu verbreiten sei. (Gott bewahre.) Die Worte des Kaisers zitierend, sagt Papst: Warum ist es vernunftwidrig, Religion mit Gewalt zu verbreiten. Eine solche Lehre ist dem Wesen Gottes und der Seele zuwider. Gott finde keinen Gefallen am Blutvergiessen. Es widerspreche der Vernunft und dem Wesen Gottes. Der Glaube sei eine Frucht der Seele, und nicht des Körpers.

Weiter führt er aus: Für den Kaiser sei dieser Satz evident, da er in griechischer Philosophie aufgewachsen sei. Im Islam sei Gott absolut transzendent. Er sei nicht an eine unserer Kategorien gebunden, sei es die der Vernunft. Dann zitiert er unter Bezugnahme auf einen Islamwissenschaftler den (muslimischen Gelehrten) Ibn Hazm, der gesagt haben soll: Nichts kann Gott verpflichten, uns die Wahrheit zu offenbaren. Und wenn Er will, muss der Mensch auch Götzendienst betreiben (es fragt sich, ob Ibn Hazm das tatsächlich gesagt hat, es gibt keine Referenz).

Wie ich bereits sagte, gibt der Papst selbst zu, in diesem Dialog seien die Worte des Kaisers detaillierter wiedergegeben als die Antworten des muslimischen Gelehrten. Und der Christ, der diese Geschichte aufgeschrieben hat, hat offenbar die Argumente der anderen Seite nicht gebührend berücksichtigt, da er sich als überlegen zeigen wollte. Es liegt auf der Hand, dass er dabei nicht gerecht vorgegangen ist. Wie dem auch sei. Was wir Muslime, wir Ahmadis denken, darüber werde ich Ihnen anhand des Heiligen Koran und von Beispielen aus dem Leben des Propheten, Friede und Segen Allahs seien auf ihm, kurz referieren. Ausführlich kann darauf nicht eingegangen werden. Es werden – InschAllah – Antworten für den Papst verfasst. Man wird versuchen, ihm diese zukommen zu lassen, damit er die richtige Lehre des Islam kennen lernt, falls er sie bisher noch nicht kannte. Dazu gibt es die Voraussetzung, dass der Papst entsprechend seiner Stellung die Antworten vorurteilsfrei studiert und darüber nachdenkt.

Wir bringen Jesus Christus grossen Respekt entgegen. Wir glauben, dass er ein Prophet Gottes war. Wir glauben an alle Propheten, die zu verschiedenen Völkern gekommen sind und empfinden grossen Respekt für sie. Auch die Christen sollten auf die Gefühle der Muslime Rücksicht nehmen und den Heiligen Propheten Muhammadsaw ehren und respektieren. Wie ich dargelegt habe, sagt der Papst unter Berufung auf den Kaiser, dass dieser den Vers 256 der Sure al-Baqra kannte. Dieser Vers lautet so:

“Es gibt keinen Zwang im Glauben” (2:257).

Er sagt, diese Sura gehöre zu der Anfangsperiode. Das ist nicht ganz richtig. Die Sura wurde in den ersten beiden Jahren in Medina offenbart. Dann sagt der Papst, der Kaiser habe auch die späteren Suren und die spätere Lehre des Jehad gekannt. Ob er diese wirklich kannte, ist schwer zu sagen. Sicher ist, dass er keine vorurteilsfreie Betrachtungsweise besass. Er sagt, es gebe im Heiligen Koran die Anweisung, die Ungläubigen und die Schriftbesitzer unterschiedlich zu behandeln. Aber der Zwang habe doch mit der Religion nichts zu tun. In den Lehren des Heiligen Propheten Muhammadsaw werde man – Gott bewahre – nur Schlechtes und Inhumanes finden, und weiter nichts. Der Prophetsaw hätte auch gelehrt, seine Religion müsse mit Gewalt verbreitet werden.

Zunächst unterstellt er dem Islam bestimmte Lehren, die mit dem Islam absolut nichts zu tun haben, und dann folgert er daraus, diese vermeintlichen Lehren seien vernunftwidrig, die mit der Gerechtigkeit Gottes nicht übereinstimmten. Er (der Kaiser) sagt, um ein vernunftbegabtes Wesen zu überzeugen, würden Gewalt oder Waffen nicht benötigt. Er hat völlig Recht, dass eine vernünftige Person Gewalt oder Waffen nicht nötig hat. Aber heutzutage sieht man, dass ihre Grossmächte aus einer Entfernung von mehreren Tausend Meilen heranreisen, um mit Gewalt in die Angelegenheiten anderer Nationen einzugreifen. Dazu nahm der Papst keine Stellung. – Zuerst sollten sie den eigenen Leuten erklären, was sie richtig machen und was falsch.

Hat man denn die historischen Kriege des Christentums übersehen? Wer ist für diese Gewalttaten verantwortlich, wer für die Geschehnisse in Spanien? Es fand dort eine Inquisition statt, deren Einzelheiten ich hier nicht schildern werde, aber sie haben natürlich genaue Kenntnis davon.

Dann heisst es, der Kaiser wusste auch über die späteren Lehren (des Islam) Bescheid. Im Gegenteil, jener Gelehrte (Kaiser) scheint kein Wissen darüber zu haben, wie die Lehre des Islams über die Verbreitung der Religion ist. Was der Islam zu diesem Zweck wirklich vorschreibt, darüber werde ich im Folgenden berichten.

Der Islam ist eine Naturreligion. Sicher hat er nicht gelehrt, dass man die eine Wange hinhält, wenn man auf die andere geschlagen wird. Diejenigen aber, denen diese Lehre gegeben wurde, sollten sich fragen, inwieweit sie diese Lehre praktizieren. Das sind eigentlich die Mängel ihrer Lehre, die in der heutigen Zeit die Christen vom Christentum entfernt haben. Kaum jemand geht sonntags in die Kirche ausser den älteren Männern und Frauen. Sie haben angefangen, Kirchen für andere (ausserkirchliche) Veranstaltungen zu vermieten. Im Westen sieht man an zahlreichen Orten, dass Kirchen zum Verkauf stehen.

Edwin Lewis, ein amerikanischer Professor, schrieb, dass die Menschen im 20. Jahrhundert nicht bereit sind, Jesus als Gott anzuerkennen. Sir Cyril, Präsident des St. Johns College in Oxford schreibt, dass man nicht vergessen darf, dass ein Grossteil der Männer und Frauen in Europa und den USA nicht mehr an das Christentum glaubt. Vielleicht wäre es richtig, wenn man sagte, dass die meisten keine Christen mehr sind. Auch über Afrika gibt es ähnliche Meinungen. Sie geben selbst zu, dass die Lehre allmählich verschwindet, sie wissen dies ganz genau. Daher bleibt ihnen nur ein Ausweg, nämlich mit falschen Praktiken den Islam zu diffamieren.

Was hat eigentlich die angebliche Lehre des Islams über Zwangsanwendung, auf die Nicht-Muslime verweisen, mit der Realität zu tun? Es wird behauptet, dass der Kaiser die Gebote des Heiligen Koran kannte. Nun, sie sollen aufmerksam schauen, was der Heilige Koran hierzu sagt:

“Die Wahrheit ist es von deinem Herrn. Lass darum gläubig sein, der will, und den ungläubig sein, der will.” (18:30)

Allah liess den Heiligen Propheten Muhammadsaw verkünden, dass der Islam die Wahrheit von Ihm ist, so möge jener, der will, daran glauben, und der nicht will, möge nicht glauben. Denn es gibt das Gebot:

“In Glaubensdingen soll kein Zwang sein.” (2:257)

Dann heisst es im Heiligen Koran:


“Sprich: “O ihr Menschen, nun ist die Wahrheit zu euch gekommen von eurem Herrn. Wer nun dem rechten Weg folgt, der folgt ihm allein zum Heil seiner eigenen Seele, und wer in die Irre geht, der geht nur zu seinem eigenen Schaden irre. Und ich bin nicht ein Hüter über euch.” (10:109)

Der Heilige Prophetsaw hat vorgelebt, wie diese Lehre umzusetzen ist. So haben Ansar, (die Einwohner von Medina, die den Islam angenommen hatten), früher den Banu Nazir ihre Kinder kurz nach deren Geburt gegeben. Später wurden die Banu Nazir wegen einiger Verfehlungen dazu verpflichtet, die Stadt zu verlassen, und die Ansar wollten nun ihre Kinder von ihnen zurückhaben. Der Heilige Prophetsaw sagte darauf: Was ihr gegeben habt, könnt ihr jetzt nicht zurückverlangen. In Glaubensdingen gibt es keinen Zwang. Die Kinder werden bei ihnen [Banu Nazir] bleiben.

Dies war die Lehre des Heiligen Prophetensaw. Die Nachfolger und Gefährten des Prophetensaw hatten diese Lehre verinnerlicht und befolgt. So überliefert ein Sklave von Hazrat Umarra selbst, dass Hazrat Umarra ihn mehrmals aufforderte, den Islam anzunehmen. Er sagt, ich weigerte mich immer. Darauf sagte Hazrat Umarra: Das ist rechtens, denn im Glauben gibt es keinen Zwang. Als sein Todeszeitpunkt nahte, sagte Hazrat Umarra zu dem Sklaven: Du bist frei, nun kannst du gehen, wohin du willst. – Das ist Lehre der Glaubensfreiheit im Islam und ihre praktische Umsetzung. Nicht einmal ein Sklave wurde genötigt.

Und der Papst sagt, im Islam gebe es Zwang und grausame Behandlung. Dann ist im Heiligen Koran zu lesen:


“…sprich zu jenen, denen das Buch gegeben ward, und zu den Analphabeten: “Habt ihr euch ergeben?” Haben sie sich ergeben, dann sind sie sicher auf dem rechten Weg, wenden sie sich aber zurück, dann obliegt dir nur die Verkündigung; und Allah achtet wohl der Diener.” (3:21)

Das bedeutet, das Urteil und die Bestrafung liegen allein in Gottes Hand; Er weiss am besten, wie mit diesen Menschen umzugehen ist. Das sind die entsprechenden Anweisungen. Der Vers, den ich eben vorgelesen habe, stammt aus der Zeit nach der Eroberung von Mekka, aus einer Zeit also, als die Muslime Macht besassen. Deswegen sollte man keine fadenscheinigen Einwände erheben, sondern vom Verstand und Objektivität Gebrauch machen. Im Islam gibt es kein einziges Beispiel von Zwangsbekehrung.

Dem Heiligen Prophetensaw wird vorgeworfen, er hätte Zwang angewendet. Im Gegenteil, es war für ihn nicht einmal akzeptabel, dass jemand auch nur zum Schein den Glauben annimmt. Es wird überliefert, dass ein Gefangener fragte, weshalb er gefangen gehalten werde, er sei doch Muslim Der Prophetsaw sagte zu ihm, wenn er den Glauben vor der Gefangennahme angenommen hätte, wäre dies richtig gewesen. Nun, so der Prophet zu ihm, als Kriegsgefangener willst du Muslim werden, nur um aus der Gefangenschaft freizukommen. Der Prophetsaw wollte ihn also nicht zwangsweise zum Islam konvertieren. Er wollte, dass die Menschen aus ganzem Herzen den Glauben an Gott annehmen. Daher wurde dieser Gefangene gegen die Freilassung von zwei Muslimen in die Freiheit entlassen.

Der Islam erlaubt den Krieg nur, solange der Feind einen Angriffskrieg führt oder die Muslime durch Zwang von ihrem Glauben abbringen will (Fitna). Wenn diese schwierige Zeit vorüber ist, dann haben die Muslime kein Recht, Krieg zu führen. Im Heiligen Koran sagt Allah Ta’ala:

“…bis die Verfolgung aufgehört hat und der Glauben an Allah (frei) ist2. Wenn sie jedoch ablassen, dann (wisset), dass keine Feindschaft erlaubt ist, ausser wider die Ungerechten.” (2:194)

In Bezug auf den Vers, in dem es heisst, dass der Kampf gegen Aggressoren so lange erlaubt ist, solange die Verfolgung andauert, gibt es die folgende Überlieferung: Hazrat Ibn Umarra sagt:

“Dieses Gebot Gottes haben wir wie folgt umgesetzt: In der Zeit des Propheten gab es anfangs sehr wenige Muslime. Wer den Islam annahm, wurde durch die Ungläubigen wegen des Islams grausam behandelt. Manche wurden ermordet, manche gefangen genommen. So haben wir so lange Krieg geführt, bis die Zahl und Macht der Muslime gross genug war und die neuen Muslime nicht mehr verfolgt wurden. Als niemand wegen seines Glaubens verfolgt wurde, liessen wir die Sache auf sich beruhen.”

Dann sagt Allah Ta’ala im Heiligen Koran:


“O die ihr glaubt! Seid standhaft in Allahs Sache, bezeugend in Gerechtigkeit! Und die Feindseligkeit eines Volkes soll euch nicht verleiten, anders denn gerecht zu handeln. Seid gerecht, das ist näher der Gottesfurcht. Und fürchtet Allah; wahrlich, Allah ist kundig eures Tuns.” (5: 9)

Diese Gerechtigkeit war es, die in der Zeit des Heiligen Propheten Muhammadsaw eine Revolution auslöste; (und auch später gab es eine Revolution). Wenn man sich das Leben der Gefährten anschaut und untersucht, so wird man feststellen, dass der vollständige Wandel in ihrem Leben derartig war, dass er nicht durch Zwang herbeigeführt werden kann, sondern dadurch, dass Herzen verändert werden, und dadurch, dass man seinen Feind so gütig behandelt, dass er zu einem Bewunderer wird. Bei der friedlichen Einnahme von Mekka (durch den Heiligen Prophetensaw war ein erbitterter Todfeind des Islam, Ikrima, aus der Stadt geflüchtet. Seine Ehefrau bat den Heiligen Prophetensaw darum, ihm zu vergeben. Der Heilige Prophetsaw vergab ihm daraufhin. Diese Verzeihung revolutionierte das Leben Ikrimas völlig. Diese Revolution kam nicht durch das Schwert zustande. Er wurde so glaubensstark, wie man dies nur durch Liebe werden kann.

Die Herzen waren so voller Aufrichtigkeit, die nur durch die Liebe erreicht werden kann. Die Menschen zeigten solche Opferbereitschaft, die ohne eine völlige Wandelung im Inneren nicht möglich ist. Für die Ehre des Islam bewiesen die Menschen ein solches Bewusstsein, das man ohne ein tiefes Verständnis dieser Lehre nicht entwickeln kann. Die Gefährten zeigten solches Ehrgefühl und solche Liebe, dass die Geschichte voll ist mit den entsprechenden Begebenheiten. Ikrima, von dem ich eben sprach, hatte früher in jeder Schlacht gegen den Heiligen Prophetensaw gekämpft. Er hat mit all seinen Kräften versucht, den Islam auszulöschen. Als Mekka fiel, flüchtete er von dort, weil er es für eine Schmach hielt, unter der Regierung des Heiligen Prophetensaw zu leben. Dann wurde er Muslim und so aufrichtig, dass er in der Zeit von Hazrat Abu Bakrra mit grosser Tapferkeit gegen die Rebellen kämpfte.

In einer Schlacht kam (es) zu einem starken Sturmangriff des Feindes, und es wird berichtet, dass die Menschen so abgeschlachtet wurden, wie das Gras durch die Sichel geschnitten wird. In diesem gefährlichen Augenblick drang Ikrimas mit seinen Begleitern in die Mitte des gegnerischen Heeres. Einige mahnten ihn zur Vorsicht, es sei nicht der Zeitpunkt, in das feindliche Heer einzudringen. Ikrimas hörte nicht auf diese Mahnrufe. Er marschierte mit den Worten voran: Ich habe für Laat und Uzza gegen den Heiligen Prophetensaw gekämpft. Heute werde ich bei dem Kampf für Allah nicht zurückbleiben. Als nach der Schlacht seine Leiche gefunden wurde, sah man, dass sie wie durchsiebt und voll war mit Schwert und Lanzenwunden.

Über Ikrimas Opferbereitschaft wird berichtet, dass er immer die gesamte Kriegsbeute, die er bekam, an die Armen teilte. Er spendete ohne zu zögern für die Belange der Religion. – Nun, so waren die Herzen verändert worden, und solche Veränderungen können nicht durch ein Schwert erreicht werden.

Die Nicht-Muslime erheben den Einwand, dass Menschen zwangskonvertiert wurden. Wir haben bereits gesehen, wie die Lehre des Heiligen Prophetensaw diesbezüglich war. Es wird überliefert, dass der Heilige Prophetsaw sagte:

“Wenn ein Nicht-Muslim, der durch einen mündlichen oder anderweitigen Vertrag Bürger des islamischen Staats geworden ist, von einem Muslim getötet wird, so wird dieser (Muslim) nicht nur weltliche Strafe erleiden, sondern wird im Jenseits sich nicht an der Brise des Paradieses erfreuen können.”

Wie war das Beispiel der Nachfolger des Heiligen Prophetensaw? Es wird überliefert, dass Hazrat Umarra an einem Ort vorüber kam, wo die Nicht-Muslime in harscher Weise zur Zahlung der Gizya (Steuer) aufgefordert wurden. Hazrat Umarra blieb stehen und fragte empört, was da los sei. Es wurde geantwortet, dass diese Leute keine Gizya zahlen wollten und sagten, dass sie dazu die Kraft nicht hätten. Darauf wies Hazrat Umarra an: Es gibt keinen Grund, ihnen eine Last aufzubürden, die sie nicht tragen können. Lass sie in Ruhe. Ich habe den Heiligen Prophetensaw sagen gehört, dass jemand, der anderen ein Leid zufügt, am Jüngsten Tag unter der Strafe Gottes stehen wird. – Darauf wurde diesen Nicht-Muslimen die Steuer erlassen.

Hazrat Umarra war aufgrund der eindringlichen Anweisungen des Heiligen Prophetensaw sehr um seine nicht-muslimischen Bürger besorgt. Vor seinem Tod schrieb er ein Testament für seinen Nachfolger. Darin schrieb er: Ich weise den Khalifa, der nach mir kommt, an, dass er mit den nicht-Muslimischen Bürgern der islamischen Regierung gütig und mild umgehen soll, ihre Verträge erfüllen, sie beschützen und für sie gegen ihren Feind kämpfen soll; und er darf ihnen keine Last aufbürden, die sie nicht tragen können.

Wenn Nicht-Muslime zwangskonvertiert worden wären, wie könnte dann diese Situation möglich sein. Mit den Juden von Khaibar hatte der Heilige Prophetsaw einen Vertrag geschlossen. Der Heilige Prophetsaw entsandte stets seinen Gefährten Abdullah bin Rawahara zu ihnen, um von ihnen Tribut einzuziehen. Bei der Teilung der Ernte ging er so mild vor, dass er die Ernte in zwei Teile aufteilte und dann zu ihnen sagte: ihr könnt den Teil nehmen, der euch gefällt. Und den Rest nahm er als Steuer mit.

Wie ich bereits erwähnt habe, hat Hazrat Umarra gemäss der Lehre und dem Vorbild des Heiligen Prophetensaw sich sehr darum bemüht, seinen nicht-muslimischen Untertanen ihre Rechte und Erleichterungen zu verschaffen. Er wies seine Gouverneure an, sich besonders um die Belange der nicht-muslimischen Bürger zu kümmern. Er erkundigte sich persönlich nach etwaigen Schwierigkeiten für die Nicht-Muslime. Als eine Delegation der Nicht-Muslime Hazrat Umarra aufsuchte, stellte er ihnen zuallererst die Frage, ob sie durch die Muslime irgendwelche Schwierigkeiten erfahren hätten. Sie antworteten, wir haben von Seiten der Muslime nur gute Behandlung und Vertragstreue erfahren.

Als Syrien erobert wurde, zogen die Muslime von den christlichen Syrern Steuern ein. Aber nach kurzer Zeit kam die Gefahr des Kriegs durch das Römische Reich wieder auf. Der islamische Amir, Hazrat Abu Ubaidara, zahlte die gesamte eingezogene Steuer an die christliche Bevölkerung zurück. Er sagte ihnen, wegen des Krieges können wir eure Rechte nicht einhalten, deshalb ist es für uns nicht zulässig, dieses Geld einzubehalten. Daraufhin beteten die Christen für die Muslime und sagten: Möget ihr die Römer besiegen und wieder Herrscher über dieses Land werden. Auf diese Weise verfuhren die Muslime. Als sie siegreich zurückkehrten, nahmen sie wieder Steuern ein, wie früher. Von Zwang kann keine Rede sein.

Wenn diejenigen, die die Heilige Persönlichkeit des Propheten Muhammadsaw angreifen, diese Ereignisse vorurteilsfrei zur Kenntnis nehmen und die Geschichte studieren, dann werden sie feststellen, wie gütig der Heilige Prophetsaw zu den Nicht-Muslimen war. Wenn er jemand zum Islam einlud, so tat er dies mit Liebe und Sanftmut, weil er darin den Vorteil für den anderen sah. In einer Überlieferung wird berichtet, dass der Heilige Prophetsaw und seine Gefährten selbst zu der Zeit, in der sie Macht und Herrschaft hatten, auf die Empfindungen der Nicht-Muslime sehr viel Rücksicht nahmen. In Medina wurde ein junger Jude krank. Als der Heilige Prophetsaw davon erfuhr, so besuchte er ihn, um nach seinem Wohlergehen zu fragen. Er stellte fest, dass es ihm schlecht ging. Er lud ihn zum Islam ein. Diese Einladung zeigte auf ihn eine Wirkung. Aber sein Vater war auch anwesend, deshalb schaute er mit einem fragenden Blick zu ihm. Der Vater sagte, wenn du die Einladung (zum Islam) annehmen willst, so habe ich nichts dagegen. Darauf sagte der Junge das islamische Glaubensbekenntnis auf und wurde Muslim. Dies erfreute den Propheten sehr. Er sagte, Gott sei Dank, dass eine Seele vor dem Feuer gerettet wurde.

Anhand von einigen Begebenheiten habe ich die Lehre des Heiligen Koran und das Beispiel des Prophetensaw geschildert. Diese Beispiele enthüllen die Wahrheit über solche Einwände wie, der Islam sei durch Gewalt verbreitet worden. Es ist klar, wie sich der Islam ausgebreitet hat. Dagegen bringen die Geschehnisse in Spanien, die ich eingangs erwähnte, die Wahrheit über diese Leute – (die Einwände erheben – A.d.Ü.) – ans Licht.

Der 5. Khalifa der Ahmadiyya Muslim Jamaat: Mirza Masroor Ahmad, Hrsg. Haider Ali Zafar, Glaube und Vernunft aus islamischer Perspektive, Verlag Der Islam, 2007, S. 18-30 (Freitagsansprache vom 15.09.2006)