Die Gottessohnschaft von Jesus Christus

Die Vater-Sohn Beziehung zwischen Gott und Jesus Christus ist von zentraler Bedeutung für das Christentum. Lassen Sie uns daher zuerst versuchen zu verstehen, was es wörtlich bedeutet, ein Sohn zu sein. Wenn wir uns verinnerlichen, welche buchstäbliche Bedeutung es hat, der Sohn eines Vaters zu sein, werden Tatsachen sichtbar, die uns dazu zwingen unsere Meinung bezüglich Jesus Gottessohnschaft zu ändern. Was ist ein Sohn? In der Zeit, als die Wissenschaft noch nicht erklären konnte, wie ein Kind geboren wird, konnte diese Frage nur ungenau beantwortet werden.

In der Antike hielten es die Menschen für absolut möglich, dass Gott einen Sohn durch menschliche Geburt bekommen könnte. Das war eine weit verbreitete Annahme in fast allen heidnischen Gesellschaften in verschiedenen Teilen der Welt. Die griechische Mythologie strotzt nur so vor solchen Geschichten und die hinduistische Mythologie steht dem in nichts nach. Dass die so genannten Götter Söhne und Töchter im Überfluss hatten, wurde tatsächlich niemals ernsthaft vom gesunden Menschenverstand hinterfragt.

Aber heute ist die Wissenschaft so weit fortgeschritten, dass sie den Prozess der menschlichen Geburt detaillierter beschreiben kann, als jemals zuvor. Diese Angelegenheit ist sehr kompliziert geworden und diejenigen, die jetzt immer noch glauben dass buchstäblich Söhne und Töchter von Gott geboren werden können, haben ernsthafte Probleme zu lösen und einige sehr schwere Fragen zu beantworten.

Die naturwissenschaftliche Grundlage einer Elternschaft

Zuerst möchte ich Sie daran erinnern, dass beide, Mutter und Vater, gleichstark an der Zeugung eines Kindes beteiligt sind. Die Zellen des Menschen enthalten 46 Chromosomen, die die Gene und Erbanlagen in sich tragen. Die Eizelle einer Mutter enthält nur 23 Chromosomen. Das ist genau die Hälfte der Gesamtzahl der Chromosomen, die in jedem Vater und jeder Mutter gefunden werden. Wenn die Eizelle einer Mutter bereit für die Empfängnis ist, werden die fehlenden Chromosomen vom männlichen Sperma geliefert, welches in die Eizelle eindringt und diese befruchtet. Das ist die Schöpfung Gottes. Wäre dies anders, würde sich die Anzahl der Chromosomen mit jeder nachfolgenden Generation verdoppeln. Als Ergebnis dieser Verdopplung würde die zweite Generation 92 Chromosomen in sich tragen und die Menschen würden bald zu Riesen verwandelt werden und der Wachstumsprozess würde ausser Kontrolle geraten.

Gott hat das Phänomen des Fortbestands der Arten wundervoll geplant und geschaffen, sodass sich die Anzahl der Chromosomen in der produktiven Stufe der regenerativen Zellen einfach halbiert. Die Eizelle der Mutter enthält 23 Chromosomen, genauso wie das Sperma des Vaters. Demnach ist zu erwarten, dass einem Kind die Hälfte der Erbanlagen vom weiblichen Elternteil und die andere Hälfte vom männlichen Elternteil mitgegeben wird. Das allein ist die Bedeutung davon, in wörtlichem Sinne ein Sohn zu sein. Es gibt keine andere Definition eines buchstäblichen Sohnes, die auf irgendeine andere Weise auf die menschliche Geburt zurückzuführen ist. Es gibt natürlich Abweichungen in der Methodik aber es gibt keine Ausnahmen in diesen gerade erklärten Regeln und Grundsätzen.

Wenden wir uns nun der Geburt von Jesusas zu und versetzen wir uns in die Situation, was in diesem Fall hätte passiert sein können. Die erste Möglichkeit, die aus wissenschaftlicher Sicht denkbar gewesen wäre, ist die, dass Mariasas unbefruchtete Eizelle die 23 Chromosomen, entsprechend dem Anteil der Mutter während der Entstehungszeit des Embryos bereitstellt. Wäre dem so, würde die Frage aufkommen, wie die Eizelle befruchtet wurde und wo die fehlenden, aber notwendigen 23 Chromosomen hergekommen sind. Es ist absolut unmöglich zu glauben, dass Jesusas Zellen lediglich 23 Chromosomen beinhaltet haben.

Ein normales menschliches Kind kann noch nicht einmal mit nur 45 Chromosomen lebendig geboren werden. Selbst wenn einem menschlichen Wesen nur ein einziges Chromosom von den 46 Chromosomen fehlt, die notwendig sind, um ein normales menschliches Wesen zu zeugen, wäre das Ergebnis, falls überhaupt möglich, etwas seltsam Chaotisches. Wissenschaftlich betrachtet konnte Maria die 46 Chromosomen nicht alleine bereitgestellt haben; 23 Chromosomen mussten von irgendwo anders her kommen.

Wenn Gott buchstäblich der Vater ist, dann beinhaltet dies mehrere Möglichkeiten.
Erstens, Gott hat genau die gleichen Chromosomen, wie sie die Menschen haben, in welchem Fall diese irgendwie in den Uterus von Mariaas transferiert worden sein mussten. Das ist nicht zu glauben und absolut unzumutbar. Wenn Gott die Chromosomen eines menschlichen Wesens hätte, so bliebe Er nicht mehr länger Gott. Also ist folglich durch den Glaube an Jesusas als buchstäblicher „Sohn“ Gottes die Göttlichkeit des Vaters selbst gefährdet.

Die zweite Möglichkeit ist, dass Gott die zusätzlichen Chromosomen als übernatürliches Phänomen seiner Schöpfung erschaffen hat. Mit anderen Worten, sie gehörten nicht zur Person Gottes, sondern wurden auf wundersame Art und Weise erschaffen. Dies würde uns automatisch dahin führen, dass wir Jesusas Beziehung zu Gott als die eines Kindes zu seinem Vater verwerfen müssten, um sie als eine allumfassende Beziehung des Universums zu Gott zu begreifen, welche der Beziehung aller erschaffenen Dinge zu ihrem Schöpfer entspricht.

Ist eine buchstäbliche Gottessohnschaft überhaupt möglich?

Als Folge davon ist eine buchstäbliche Gottessohnschaft offensichtlich nicht möglich, da ein buchstäblicher Sohn die Hälfte der Chromosomen seines Vaters und die Hälfte der Chromosomen seiner Mutter haben muss. Damit taucht ein weiteres Problem auf, denn der Sohn würde halb Mensch und halb Gott sein. Aber diejenigen, die an die buchstäbliche Gottessohnschaft glauben, erheben den Anspruch und betonen ausdrücklich, dass Jesus Christusas gleichzeitig sowohl ein perfekter Mensch als auch ein perfekter Gott war.

Wenn die Anzahl der Chromosomen nur aus der Hälfte der erforderlichen Menge bestand, so hat sich das Problem erledigt, da somit keinesfalls ein Kind hätte geboren werden können. Angenommen es wäre dennoch passiert, dann wäre dieses Kind jedoch nur ein halber Mensch. Mal abgesehen von den dreiundzwanzig fehlenden Chromosomen, würde selbst ein einziges defektes Gen innerhalb eines Chromosoms verheerenden Schaden im Leben eines Kindes anrichten, das mit solch einem angeborenen Defekt auf die Welt kommt. Das Kind könnte blind, taub, ohne Glieder oder geistig gestört sein. Die mit solch einem Unglück verbundenen möglichen Missbildungen sind grenzenlos. Man sollte realistisch sein; es ist unmöglich Gott als ein Wesen zu begreifen, das Chromosomen besitzt oder menschlich ist oder dergleichen.

Wenn Mariaas also einen Sohn unter Ausschluss des persönlichen physischen Beitrags von Gott, also nur mit den menschlichen Erbanlagen ihrer Eizelle, ausgetragen hätte, dann könnte man das Ergebnis sicherlich nicht als „Sohn Gottes“ bezeichnen. Bestenfalls könnte man diese Laune der Natur lediglich als halben Menschen beschreiben, sonst nichts. Wenn die Fortpflanzungsorgane von Mariaas so waren, wie die jeder anderen Frau und man immer noch annimmt, dass sich die Eizelle irgendwie selbst befruchtet habe, dann ist das, was man maximal erwarten kann, die Erschaffung eines Wesens mit lediglich der Hälfte an menschlichen Merkmalen. Es wäre abscheulich, dieses Etwas „Sohn Gottes“ zu nennen.

Wie wurde Jesus Christusas nun geboren? In vielen Industrienationen der Welt wird bereits auf dem Gebiet der Jungfernzeugung, also der Zeugung ohne die Teilnahme eines Mannes, geforscht. Doch bisher ist das menschliche Wissen diesbezüglich auf einer Stufe, auf der die wissenschaftliche Forschung noch nicht so weit fortgeschritten ist, dass sie positive, unwiderlegbare Beweise für jungfräuliche Geburten in menschlichen Wesen hervorbringen könnte. Jedoch bleiben sämtliche Möglichkeiten offen.

Bei niederen Lebensformen sind zwei Phänomene wissenschaftlich bekannt: Hermaphrodismus und Parthenogenese. Demnach kann die wundersame Geburt von Jesus durch Maria so verstanden werden, dass sie einem vergleichbaren, wenngleich auch sehr seltenen natürlichen Phänomen angehört, dessen Ausmass noch nicht vollständig vom Menschen ergründet wurde. Im Folgenden kurze Beschreibungen der beiden Phänomene Hermaphrodismus und Jungfernzeugung. Leser, die sich für eine weiterführende wissenschaftliche Behandlung dieses Themas, basierend auf dem aktuellen Verständnis, interessieren, seien auf die in Anhang II befindlichen Quellen verwiesen.

Hermaphrodismus (auch bekannt als Androgynismus)

Hermaphrodismus besteht, wenn eine einzelne Frau die Organe beider Geschlechter in sich trägt und die Chromosomen sowohl männlichen, als auch weiblichen Charakter aufweisen und diese nebeneinander und aufeinander abgestimmt existieren. Labortests haben Fälle aufgezeigt, wie den eines hermaphroditen Hasen, der in einer Phase mehrere Weibchen begattete und so mehr als 250 Junge beider Geschlechter zeugte, während er in einer anderen Phase der Isolation selbst schwanger wurde und so sieben gesunde Junge beider Geschlechter zur Welt brachte. Als er im Zustand der Schwangerschaft untersucht wurde, kam heraus, dass das Tier zwei funktionstüchtige Eierstöcke und zwei unfruchtbare Hoden hatte. Aktuelle Studien haben gezeigt, dass solch ein Phänomen unter Menschen zwar äusserst selten, aber durchaus möglich ist.

Jungfernzeugung (auch bekannt als Parthenogenese)

Unter Jungfernzeugung versteht man die ungeschlechtliche Entwicklung einer weiblichen Eizelle, ohne männliche Befruchtung, zu einem Kind. Dieses Phänomen konnte unter niederen Lebensformen beobachtet werden, so z.B. unter Blattläusen und Fischen. Ebenso gibt es Beweise, dass die Jungfernzeugung unter Echsen eine erfolgreiche Strategie sein kann, um das Überleben in Zeiten mit niedrigem und unberechenbarem Regenfall zu sichern. Unter Laborbedingungen wurden Mäuse- und Hasenembryos parthenogenetisch so entwickelt, dass sie einer halben Schwangerschaft entsprachen; dieser Versuch wurde aber abgebrochen.

In einer aktuellen Studie haben Forscher herausgefunden, dass menschliche Embryos gelegentlich durch Parthenogenese aktiviert werden können, indem Calcium-Ionophor als Katalysator benutzt werden. Solche Untersuchungen bestärken die Annahme, dass einige frühere menschliche Schwangerschaftsverluste möglicherweise mit der parthenogenetischen Aktivierung eines Embryos verbunden sind. Gemäss den neusten experimentellen Untersuchungen hat sich jedenfalls gezeigt, dass die Möglichkeit einer Geburt durch Jungfernzeugung vom wissenschaftlichen Standpunkt aus realisierbar ist.

Ein Bericht in der Zeitschrift „Nature Genetics“ vom Oktober 1995 behandelt den aussergewöhnlichen Fall eines drei Jahre alten Jungen, dessen Körper teilweise aus einem unbefruchteten Ei stammt. Die Forscher überprüften DNA Sequenzen fortlaufend an den X-Chromosomen in Haut und Blut des Jungen und entdeckten, dass die X-Chromosomen in all seinen Zellen genau identisch mit denen seiner Mutter waren und komplett von ihr stammten. Beide Teile jedes einzelnen der 22 Chromosomen-Paare in seinem Blut waren ebenfalls identisch und stammten ebenfalls komplett von seiner Mutter.

Was versteht man unter Wundern?

Mit der Möglichkeit der Jungfrauengeburt im Auge, erscheint das alles garnicht mehr so unmöglich oder übernatürlich. Worin liegt also das Bedürfnis, um nach einer übernatürlichen Erklärung für die Geburt von Jesu as zu suchen oder sogar noch weiter zu gehen und an ein solches Extrem zu glauben, an einen „Sohn Gottes“ im wörtlichen Sinne, der durch menschliche Geburt entstanden sei? Wenn verschiedene Phänomene, wie die oben beschriebenen, als natürliche Tatsache aufgedeckt werden, warum ist es dann so schwer zu glauben, dass die Geburt von Jesus Christus ein verstecktes natürliches Phänomen gewesen ist, das sich durch einen speziellen Plan Gottes ereignete?

Irgendetwas passierte in Mariaas, wodurch ihrem Kind eine wundersame Geburt zuteil wurde, ohne dass sie jemals ein Mann berührt hatte. Es ist der Glaube von uns Ahmadiyya Muslimen, dass genau das passierte. Unser Standpunkt ist unerschütterlich, denn kein Wissenschaftler kann ihn als unsinnig oder widersprüchlich zu den bekannten Naturgesetzen darstellen.

Wunder werden im Islam nicht als übernatürliche Geschehnisse angesehen, sondern als natürliche Phänomene, die lediglich vor dem menschlichen Wissen einer bestimmten Zeit verborgen bleiben. Wäre dem nicht so, würden sehr viele Fragen aufkommen, die gegen die Weisheit Gottes vorgebracht werden können. Wenn Gott selbst die Naturgesetzte erschaffen hat, sollte er auch Massnahmen getroffen haben, wodurch Er gewünschte Lösungen für ein Problem herbeiführen kann, ohne die bestehenden Naturgesetze zu brechen. Nicht alle diese Gesetze sind dem Menschen bekannt. Es gibt Kategorien von Gesetzen, die auf verschiedenen Stufen und in voneinander getrennten Ebenen arbeiten. Manchmal sind sie dem Menschen lediglich in einer bestimmten Stufe bekannt und sein beschränktes Verständnis befähigt ihn nicht, darüber hinaus zu denken.

Mit der Zeit wächst jedoch das Wissen des Menschen und somit auch seine Auffassungsgabe, sowie seine Fähigkeit, solche Gesetze aufzudecken, die bisher unbemerkt blieben. Indem die Wissenschaft voranschreitet werfen neue Entdeckungen Licht auf solche Naturgesetze, die scheinbar in zusammenhängenden Gruppen wirken. Dadurch werden deren Funktionsweise und Zusammenhänge mit anderen Naturgesetzen besser verstanden.

Solche Dinge, die in früheren Zeiten als Wunder wahrgenommen wurden, werden heutzutage nicht mehr länger als solche angesehen. Wunder sind also nur im Zusammenhang mit dem Wissen des Menschen zu einer bestimmten Zeit zu betrachten. Wenn eine Darstellung der Allmacht Gottes auftritt, wird scheinbar ein Naturgesetz gebrochen. Dem ist aber nicht so; tatsächlich war bereits ein verborgenes Gesetz vorhanden, welches jedoch erst durch Gottes Befehl zum Vorschein kam. Die Menschen jener Zeit konnten dieses Gesetz unmöglich verstehen, noch hatten sie irgendeine Kontrolle darüber. Beispielsweise war dem Menschen vor ein paar tausend Jahren die Kraft des Magnetismus völlig unbekannt. Wenn nun jemand diesen unbeabsichtigt entdeckt und sich ein Gerät ausgedacht hatte, durch das er, zur allgemeinen Verwunderung, bestimmte Sachen, ohne einen für das blosse Auge ersichtlichen Grund, schweben lassen konnte, so konnte er dann ausrufen: „Siehe, ein Wunder ist geschehen!“

Heutzutage sind solche Tricks bekannt und werden für unbedeutend erachtet. Das Wissen des Menschen ist begrenzt, während das Wissen Gottes unbegrenzt ist. Wenn also ein Naturgesetz zur Anwendung kommt, welches jenseits des menschlichen Wissens liegt, erscheint es wie ein übernatürliches Wunder. Blickt man nun unter Berücksichtigung des damaligen Wissensstands auf solche Beispiele zurück, kann man alle so genannten „Lücken“ in den Gesetzen der Natur als einfache natürliche Phänomene abtun, die lediglich unvollständig von Menschen dieses Zeitalters begriffen wurden.

Deshalb sagte ich, dass auch hier für die Jungfrauengeburt von Jesus Christus ein natürliches Phänomen verantwortlich sein muss, weil die Gottessohnschaft von Jesus Christusas für die Menschen des damaligen Zeitalters unbegreiflich war und selbst heutzutage ist dieses Phänomen noch nicht vollständig bekannt. Aber die Wissenschaft schreitet in diese Richtung voran und man versteht mehr und mehr davon. Deshalb wird vermutlich eine Zeit kommen, in der niemand mehr fähig sein wird zu behaupten, dass die Geburt von Jesusas übernatürlich war. Sie werden eingestehen müssen, dass es ein natürliches, wenngleich auch sehr seltenes Ereignis war, so selten, dass es kaum in der menschlichen Erfahrung berücksichtigt worden ist.

Jesus, der Sohn Gottes

Es gibt viele weitere Probleme mit dem christlichen Verständnis von Jesusas, seiner Natur und seiner Beziehung zu Gott. Weiter ausgehend von einem kritischen und analytischen Studium der christlichen Glaubenslehre wird deutlich, dass es einen „Sohn Gottes“ gibt, der sowohl die Merkmale eines perfekten Menschen besitzt, als auch die eines perfekten Gottes. Aber selbst christlicher Glaubenslehre zufolge ist der Vater nicht genau gleich dem „Sohn“. Der Gottvater ist ein perfekter Gott, jedoch kein perfekter Mensch, während der „Sohn“ beides ist, ein perfekter Mensch und ein perfekter Gott.

In diesem Fall gibt es also zwei eigenständige Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Eigenschaften. Es sollte klar sein, dass diese Eigenschaften nicht übertragbar sind. Es gibt durchaus Eigenschaften in einigen Stoffen, die übertragbar sind. Beispielsweise kann Wasser zu Schnee werden und ebenfalls zu Dampf, ohne dass dadurch eine Veränderung in dem Stoff selbst oder im inneren Aufbau des Wassers herbeigeführt wird. Aber die Unterschiede in den Eigenschaften von Gott und Christus, wo einem von beiden bestimmte Eigenschaften hinzugefügt werden, ist unvereinbar. Es ist unmöglich für den einen von beiden, durch diese Verwandlung zu gehen und immer noch vom anderen nicht zu unterscheiden zu sein.

Und wieder steht man vor der ernsten Frage, ob Jesus Christusas also sowohl ein perfekter Gott war als auch ein perfekter Mensch. Wenn er beide Eigenschaften gleichzeitig nebeneinander besass, dann unterschied er sich sicherlich vom Vater, der weder ein perfekter Mensch war, noch ein nicht perfekter. Welche Art von Beziehung war das? War der „Sohn“ grösser und besser als der „Vater“?

Wenn diese zusätzliche Eigenschaft den „Sohn“ nicht besser gemacht hat, als den Vater, dann musste es einen Fehler geben. In diesem Fall widerspricht ein fehlerhafter „Sohn Gottes“ nicht nur den Ansprüchen des Christentums, sondern ebenfalls dem allgemeinen Verständnis von Gott. Wie kann daher jemand den paradoxen Grundsatz des Christentums begreifen, der uns glauben machen will: „Eins in Drei“ und „Drei in Eins“ seien das gleiche und es gäbe darin keinen Unterschied? Dies kann nur dann geschehen, wenn das Fundament eines Glaubens nicht nur auf einer unsachlichen Basis beruht, sondern schlichtweg auf einem Mythos.

Ein weiteres Problem, welches gelöst werden sollte ist dies, dass, wenn Jesusas aufgrund der Geburt aus Mariasas Mutterleib der Sohn Gottes war, wie war dann seine Stellung davor? Wenn er schon vorher und ewig der „Sohn Gottes“ war, ohne von Maria geboren worden zu sein, warum war es dann nötig, dass er in menschlicher Form geboren werden musste? Wenn es notwendig war, dann war die Qualität des Sohnes nicht ewigwährend, sie wurde nur eine hinzugefügte Eigenschaft, die ihm nach der Geburt gegeben wurde und sie verschwand, als er den Körper ablegte und zum Himmel aufsteigend zurückkehrte.

So ergeben sich viele Schwierigkeiten, die aus einem Glauben heraus entstehen, den der Verstand verwirft. Ich möchte sie nochmals dazu anhalten, ein weitaus achtbareres und realistischeres Szenarium zu akzeptieren, nämlich zu glauben, dass die Geburt von Jesus Christus lediglich eine besondere Schöpfung von Gott war, zu der Er einige verborgene Gesetze aktivierte.

Jesusas war der Sohn Gottes in metaphorischem Sinne, den Er auf besondere Art liebte, der aber dennoch nur ein menschliches Wesen war. Der Status des „Sohnes“ wurde ihm etwa dreihundert Jahre später angehängt, um die Legende weiterleben zu lassen – aber darüber werden wir später noch sprechen.

Eine Art Hochzeitsbeziehung zwischen Gott Vater und Maria ist auch ein Punkt, über den ungern offen diskutiert wird. Dennoch ist dieses Problem bei dem Versuch, die Vermittlerrolle zwischen Mariaas, dem „Vater“ und dem „Sohn“ zu verstehen, unvermeidlich.

Der 4. Khalifa der Ahmadiyya Muslim Jamaat: Hadhrat Mirza Tahir Ahmad, Das Christentum – Wahrheit und Mythos, Verlag Der Islam, 2010, S. 19-30