Die Baiat Pflichten eines Ahmadis

Was ist das “Baiat”?

Zu allererst gilt es zu klären, was denn das Bai’at ist. Dies werde ich anhand der Ahadith und der Aussagen des Verheissenen Messiasas erläutern. Der Verheissene Messiasas sagte:

„Dieses Bai’at bedeutet in Wirklichkeit, sein Selbst zu verkaufen. Seine Segnungen und Wirkungen sind mit dieser Bedingung verknüpft wie ein Samenkorn, das in den Boden gesät wird und dessen anfängliche Lage die ist, dass es gleichsam durch die Hände des Landwirtes eingepflanzt wird, und es nicht absehbar ist, was aus ihm werden wird. Wenn jedoch das Samenkorn gesund ist, und in ihm die Kraft zu gedeihen vorhanden ist, so steigt es durch die Segnung Gottes und die Mühe des Landwirtes empor und ein Korn wird zu Tausenden von Körnern. Ebenso muss der Bai’at-Leistende sich zuerst Demut und Ergebenheit aneignen und sich von seinem Selbst und seinem Ego trennen, dann erst ist er in der Lage, zu gedeihen; wer jedoch mit dem Bai’at sein Ego bewahrt, wird keineswegs Nutzen erlangen.“ (Malfuzaat, Bd. VI, S. 173)

Bai’at bedeutet, sein Leben Gott anzuvertrauen

Des Weiteren sagte er:

„Bai’at bedeutet, sein Leben Gott anzuvertrauen. Hiermit ist gemeint, dass wir unser Leben heute an Gott verkauft haben. Es ist völlig falsch zu glauben, dass ein Mensch auf dem Wege Allahs schreitend letztlich irgendeinen Schaden erleidet. Der Wahrhaftige kann keinen Schaden erleiden. Der Schaden ist dessen, der ein Lügner ist; der für die Welt das Bai’at und den Eid, den er Allah gegenüber geleistet hat, bricht. Jener, der bloss aus Furcht vor der Welt solchen Taten verfällt, sollte dessen eingedenk sein, dass ihn im Augenblick des Todes kein Herrscher oder König wird erlösen können. Er muss vor den Herrscher aller Herrscher treten, der ihn befragen wird: ‚Warum hast du nicht für Mich Partei ergriffen?’ Daher ist es für jeden Gläubigen notwendig, an Gott, der der Herr über die Himmel und die Erde ist, zu glauben und wahre Reue zu zeigen.“ (Malfuzaat, Bd. VII, S. 29 f.)

Durch diese Aussagen des Verheissenen Messiasas wird deutlich, was das Bai’at ist. Wenn jeder von uns begreift, dass sein Ich nicht mehr seins ist; dass wir in jedem Fall Allahs Geboten Folge zu leisten haben, dass wir uns ihnen zu unterwerfen haben und dass jede unserer Taten dem Wohlgefallen Gottes dienen soll; genau dies ist die Zusammenfassung der zehn Bedingungen des Bai’at.

Nun werde ich einige Ahadith vortragen, in denen das Wort Bai’at in verschiedenen Zusammenhängen erwähnt worden ist. A’izullah bin Abdullah berichtet, dass Ubadah bin Samitra einer jener Gefährten war, die an der Schlacht von Badr teilnahmen und an dem Bai’at-e-Uqbah teilgenommen hatten. Ubadah bin Samitra erzählte ihm, dass der Heilige Prophetsaw bei einer Gelegenheit, als eine Gruppe von Gefährten um ihn versammelt war, folgendes sagte:

„Kommt her, leistet mir das Bai’at auf die Verpflichtung, dass ihr nichts Allah gleichstellen werdet und dass ihr weder Diebstahl noch Ehebruch begehen werdet, dass ihr nicht eure Kinder töten, Verleumdungen begehen oder mir ungehorsam sein werdet in einer Sache, die der Billigkeit [ma’roof] entspricht. Wer also von euch das Bai’at-Versprechen erfüllt, dessen Belohnung obliegt Allah. Und wer auch nur im Geringsten in diesem Versprechen säumig war und seine Strafe bereits hienieden verbüsst hat, so soll diese Strafe für ihn als Sühne gelten. Und wer in diesem Versprechen säumig war und Allah sodann seine Fehler bedeckte, seine Angelegenheit liegt in den Händen Allahs. Wenn Er will, so wird Er ihn strafen, und wenn Er will, so wird Er ihm gnädig sein.“ (Sahih Bukhari, kitab manaqibil ansaar, Kapitel wufudul ansaarilan-nabiyyi bi makkata wa bai’at-il-aqabah)

Vor der Einführung des Bai’at durch den Verheissenen Messiasas spürten einige fromme Muslime, die sich um den Islam sorgten, dass die einzige Person, die das sinkende Boot des Islams noch retten konnte und wahres Wohlwollen für den Islam hegte, Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad Qadianias war und dass dieser auch der Messias und Mahdi war. Daher baten viele Leute ihn darum, den Treueid von ihnen abzunehmen, doch er antwortete stets:

„Ich habe nicht den Auftrag.“

Auftrag Gottes zur Abnahme des Bai’at

Schliesslich erhielt der Verheissene Messiasas nach sechs bis sieben Jahren im ersten Quartal des Jahres 1888 von Gott den Befehl, das Bai’at-Gelübde abzunehmen. Die Worte dieses göttlichen Auftrages lauteten wie folgt:

„Wenn du dich entschlossen hast, so vertraue auf Allah. Und baue eine Arche vor Unseren Augen und entsprechend Unserer Eingebung. Diejenigen, die das Bai’at-Gelübde an deiner Hand ablegen, legen ein Bai’at-Gelübde vor Allah ab. Die Hand Allahs ist über ihren Händen.“ (Ishtihar, 01.Dezember 1888, S. 2.)

Hazuras widerstrebte es aufgrund seiner Natur, dass sich jede Art von guten als auch schlechten Leuten dem Bai’at anschlossen. Er wünschte sich, dass sich nur solche gesegneten Menschen dieser segensreichen Bewegung anschlössen, die von Natur aus treu und redlich und fest im Glauben waren. Daher hoffte er auf ein Ereignis, das die Aufrichtigen von den Heuchlern scheiden würde. So sorgte Allah der Glorreiche in Seiner vollkommenen Weisheit und Gnade im selben Jahr durch den Tod von Bashir (dem ersten Sohn des Verheissenen Messiasas) im November 1888 für ein solches Ereignis.

Daraufhin erhob sich im ganzen Land ein Sturm der Feindschaft gegen den Verheissenen Messiasas, wodurch sich die Schwachen im Glauben enttäuscht von ihm abkehrten. Dem Verheissenen Messiasas erschien dies die beste Gelegenheit, um diese segensreiche Bewegung ins Leben zu rufen. Er verkündete am 01. Dezember 1888 durch eine allgemeine Zeitungsanzeige, dass er das Bai’at entgegennehmen werde. Darin wies er auch jeden an, erst nach dem Istikhara (ein spezielles Gebet, in dem Allah um Rechtleitung bei einer wichtigen Entscheidung gebeten wird), entsprechend der Tradition des Heiligen Prophetensaw, zum Bai’at zu erscheinen. (Ishtihar takmil-e-tabligh, 12.01.1889)

Das heisst, sie sollten zunächst beten, das Istikhara vollziehen und erst dann das Bai’at ablegen. Nach der Veröffentlichung dieser Anzeige begab sich der Verheissene Messiasas von Qadian nach Ludhiana und wohnte fortan im Haus des Hadhrat Sufi Ahmad Janra im Viertel Muhallah Jadid. (Hayat-e-Ahmad, Bd. III, Teil I, S. 1.)

Die Ziele des Bai’at

Von hier aus veröffentlichte er einen weiteren Artikel, in dem er bezüglich der Ziele des Bai’at schrieb:

„Dieses System des Bai’at wurde ausschliesslich zu dem Zweck eingeführt, eine Gemeinschaft von rechtschaffenen Menschen zu gründen, damit eine gewichtige Gemeinde von Rechtschaffenen einen guten Einfluss auf die Welt ausübe und deren Zusammenhalt dem Islam Segnungen, Grösse und positive Resultate bringe. Und sie sollen dank ihrer Einigkeit über die eine Kalima (Glaubensbekenntnis) dem Islam baldmöglichst noble und heilige Dienste erweisen. Und sie sollen keine bequemen, geizigen und nichtsnutzigen Muslime sein, noch sollen sie gleich jenen unwürdigen Leuten sein, die dem Islam durch ihre Spaltung und Uneinigkeit grossen Schaden zugefügt und sein schönes Antlitz mit ihren schändlichen Zuständen befleckt haben; noch sollen sie wie jene achtlosen Derwische und Eremiten sein, die weder über die Bedürfnisse des Islams informiert sind, noch irgendein Mitgefühl für ihre Brüder hegen, noch irgendeinen Eifer für das Wohl der Menschheit zeigen. Vielmehr sollen sie zu solchen Sympathisanten ihres Volkes werden, dass sie zur Zuflucht für die Armen und zu Vätern für die Waisen werden. Und sie sollen bereit sein, sich für die Sache des Islams aufzuopfern wie einer, der von der Liebe überwältigt ist.

Und sie sollen alles daransetzen, dessen Segnungen in aller Welt zu verbreiten. Und ein reiner Quell der Liebe Gottes und des Mitgefühls für die Diener Gottes soll jedem Herzen entspringen und, sich an einem Orte sammelnd, wie ein Fluss dahin fliessen…. Gott möchte zur Manifestation Seiner Herrlichkeit und Allmacht diese Gemeinschaft erschaffen und sie dann fördern, damit Er durch sie die Liebe zu Ihm und ehrliche Reue und Reinheit und wahre Tugendhaftigkeit und Frieden und Versöhnung und Mitgefühl für die Menschheit in aller Welt verbreite. Also wird diese Gemeinschaft eine ganz besondere Gemeinschaft Gottes sein. Und Er Selbst wird ihnen durch Seinen eigenen Geist Kraft verleihen und wird ihr unreines Leben läutern und eine reine Wandlung in ihrem Leben bewirken.

Und wie Er bereits in Seinen heiligen Frohbotschaften prophezeit hat, wird Er diese Gemeinschaft erweitern und Tausende der Wahrhaftigen zu dieser Gemeinschaft führen. Er Selbst wird sie bewässern und gedeihen lassen, bis ihre Zahl und Segnungen jeden Beobachter in Verwunderung versetzen wird. Und wie eine Lampe, die auf einer Anhöhe platziert wird, werden sie ihr Licht in alle Richtungen der Welt ausstrahlen. Und sie werden zu einem Beispiel der Segnungen des Islams. Er wird den perfekten Anhängern dieser Bewegung bei jeglicher Art von Segnung über die Anhänger jeder anderen Bewegung die Oberhand gewähren. Und bis zum Jüngsten Tag sollen unter ihnen Menschen geboren werden, die von Gott angenommen werden und Seinen Beistand erfahren. Dies ist der Wille des glorreichen Herrn. Er ist allmächtig; Er tut, was Ihm beliebt. Alle Kraft und Macht sind Sein.“

Im selben Artikel ordnete der Verheissene Messiasas an, dass sich all jene, die das Bai’at-Gelübde ablegen möchten, nach dem 20. März in Ludhiana einfinden sollen. (Tabligh-e-Risalat, Bd. I, S. 150-155)

Er ermahnte:

„Gebt kein Wort von euch, das geeignet ist, Unruhe zu stiften. Verbreitet kein Übel. Ertragt Beschimpfungen mit Geduld. Geht auf keine Provokation ein. Behandelt auch denjenigen, der euch provoziert, mit Güte und Freundlichkeit. Werdet zu einem hervorragenden Beispiel liebenswürdiger Wortwahl. Befolgt jedes Gebot mit aufrichtigem Herzen, damit Gott wohlzufrieden ist und damit auch der Gegner erkennt, dass der Mensch nach dem Bai’at nicht mehr derselbe ist. Legt in gerichtlichen Verfahren wahres Zeugnis ab. Wer dieser Bewegung beitritt, sollte sich mit ganzem Herzen, voller Entschlossenheit und seiner gesamten Kraft der Ehrlichkeit verpflichten.“ (Zikr-e-Habib, S. 436-439)

Quelle: Der 5. Khalifa der Ahmadiyya Muslim Jamaat: Mirza Masroor Ahmad, Die Bedingungen des Bai`at, Verlag der Islam, 1. Auflage, 2007, S. 14-26